Früher bezeichneten Großwildjäger die afrikanischen Tiere als „Big Five“, die am schwierigsten zu jagen waren. Darunter befinden sich der Elefant, das Nashorn, der Leopard, der Kaffernbüffel und der Löwe. Heute sind es vor allem Safari-Touristen, die auf der „Jagd“ nach den schönsten Bildern sind und das Beste: Für eine tierische Foto-Safari muss man nicht unbedingt in die Ferne reisen. Dank der heimischen „Big Five“, auserkoren durch die Österreichischen Nationalparks, stehen auch hier die Chancen auf eine Begegnung mit Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum hoch. Die besten Orte für wilde Schnappschüsse stellen wir hier vor.
Der Alpenkönig: Der Steinbock im Nationalpark Hohe Tauern
War er vor gut 200 Jahren aus den Bergen verschwunden, leben heutzutage wieder über 4.000 Steinböcke in den österreichischen Alpen. Der Verwandte der Hausziege bringt bei männlichen Exemplaren um die 100 Kilogramm auf die Waage, während die Geißen rund 50 Kilogramm schwer werden können. Der gedrungene Körperbau, die langen Hörner und die Trittsicherheit auch im schwierigen Gelände sind die Markenzeichen des Steinbocks. Da er sogar steile Wände hochklettern kann und bevorzugt auf 2.000 bis 3.500 Metern Höhe lebt, wird er auch als „König der Alpen“ bezeichnet. Er stößt seine Hörner im Laufe der Jahre nicht ab, weshalb man so das Alter des jeweiligen Tieres ablesen kann. Bei Revier-Kämpfen stoßen die Böcke die Hörner aneinander, teilweise bis zu 100 Mal am Stück – allerdings kommt hierbei kein Tier ernsthaft zu Schaden. Wer sich auf den Spuren des Steinbocks begeben will, kann im Nationalpark Hohe Tauern in Kärnten an der geführten Wanderung „König der Alpen: Steinbockbeobachtung“ teilnehmen. Die Wahrscheinlichkeit eines der rund 200 Tiere, die hier im Umfeld der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zu Hause sind, vor die Linse zu bekommen, ist hier besonders hoch.
Im Tal der Geier: Der Bartgeier im Rauristal
1986 wurde das Gebiet des Rauriser Krumltals im Pinzgau als Wiederansiedlungsgebiet der fast ausgestorbenen Bartgeier auserkoren. Auch bekannt unter dem Namen Lämmergeier, bringt diese Geierart ein Gewicht von fünf bis sieben Kilo auf die Waage und erreicht eine Flügelspannweite von bis zu drei Metern. Auffällig ist sein imposantes Kopfgefieder, das bei seinen Verwandten spärlicher ausfällt. Sie haben sich auf Aas spezialisiert und verwerten vor allem die Knochen verendeter Tiere. Somit kann der Bartgeier auch als Doktor der Lüfte bezeichnet werden, da sie mit ihrer Ernährungsweise helfen, Kadaver schneller aus der Landschaft zu entfernen und sich Krankheiten weniger schnell ausbreiten. Da sie gerne in eisenoxidhaltigen Schlamm ein Bad nehmen, verfärbt sich das weiße Gefieder mit der Zeit in ein blasses Rostrot. Um die Bartgeier live zu erleben, können Safari-Fans im Nationalpark Hohe Tauern dem Lehrweg „König der Lüfte“ folgen. Die rund eineinhalbstündige Wanderung durch das Krumltal führt an Wasserfällen, Felsblöcken und Almweiden entlang. Hier herrschen ideale Lebensbedingungen für den Aasfresser. Eine weitere Wandermöglichkeit führt „Ins Tal der Geier“. Diese Naturtour dauert rund drei Stunden und wird von erfahrenen Rangern des Nationalparks mit Fernglas und Spektiv begleitet.
Ein süß-pelziger Almbewohner: Das Murmeltier in Filzmoos
Das Murmeltier, auch Mankei, Murmel oder Manggei genannt, ist ein kleines Säugetier von 30 bis 60 Zentimetern Körperlänge und einem Gewicht von drei bis sieben Kilogramm. Die Nager ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und Wurzeln, verputzen aber auch ab und an Insekten. Bekannt sind seine schrillen Warnpfiffe: Wenn ein Mankei einen Feind entdeckt, warnt es seinen Kumpanen – ertönt der Pfiff, flitzen die kleinen Nagetiere flink in ihren unterirdischen Bau. Winterschlaf wird von Oktober bis März gehalten. In der restlichen Jahreshälfte sind sie insbesondere in den Morgen- und Abendstunden aktiv. Besonders nah kommt man ihnen auf der Bachlalm im Salzburger Land. Auf gut 1.490 Metern Höhe lebt eine Murmeltierkolonne im Dachsteingebiet, die hier in den 70er-Jahren durch den Gastwirt angesiedelt wurde. Die Tiere haben sich im Laufe der Zeit an die Wanderer gewöhnt und die sonst so scheuen Murmeltiere flüchten nicht direkt – mache Zeitgenossen lassen sich teilweise mit Karotten oder Äpfeln füttern. Verschiedene Wanderwege führen von der Gemeinde Filzmoos im Bezirk St. Johann im Pongau hoch zur Alm, die Gehzeit beträgt rund drei Stunden. Gemütliche Safarigänger nehmen den Wanderbus bis zur Abzweigung Bachlalm und lassen sich dort von einem weiteren Shuttlebus auf die Alm bringen.
Der König der Lüfte: Der Steinadler im Nationalpark Kalkalpen
Auf Grund der systematischen Verfolgung durch den Menschen wurde der Steinadler beinah ausgerottet. Mittlerweile ist die Greifvogelart aber wieder in freier Wildbahn anzutreffen. Sein bevorzugter Lebensraum sind Gebirgsgegenden, weshalb sich die Alpen als Zuhause eignen. Seine Flügelspannweite beträgt 1,9 bis 2,3 Metern und er wird bis zu 90 Zentimeter groß. Steinadler wiegen zwischen 2,8 bis 6,7 Kilogramm, wobei die Weibchen etwas mehr auf die Waage bringen. Das Beuteschema ist variantenreich: Kleine Nager wie Mäuse oder der Mankei gehören in sein Jagdrepertoir wie auch mittelgroße Säugetiere, etwa Steinbockkitze. Teilweise jagt er auch andere Vögel und dreht sich während der Verfolgung in der Luft auf den Rücken und greift die Beute von unten. Aufgrund dieser akrobatischen Einlagen werden Steinadler auch als "Könige der Lüfte" bezeichnet. Zudem sind sie echte Romantiker: Bei einer Lebensdauer von bis zu zwanzig Jahren bleiben sie ein und demselben Partner treu. Der Greifvogel ist das Wappentier des Nationalparks Kalkalpen. Drei Brutpaare sind hier beheimatet und immer mal wieder werden weitere Jungvögel beobachtet. Zu Gesicht kriegen Naturfreunde den Steinadler am besten in den frühen Nachmittagsstunden. Obacht geben sollte man auf Kohlraben – diese verwarnen den Adler oft mit lauten Rufen und drehen sich spiralförmig nach oben. Sie geben einen guten Hinweis, wenn ein Adler in der Nähe durch die Lüfte schwebt.
Ein Kletterkünstler in den Alpen: Die Gams im Hochschwab Massiv
Die ziegenartige Gams ist, wie der Steinbock, ein wahrer Kletterkünstler in schwierigen Höhenlagen von 1.000 bis 3.500 Metern. In freier Wildbahn werden sie rund 25 Jahre alt. Gämse erreichen eine Körperlänge von bis zu 1,5 Metern und tragen ein Gewicht zwischen 15 und 30 Kilogramm, bei Böcken um die 20 bis 40 Kilogramm, mit sich herum. Bereits junge Kitze, die ein bis zwei Stunden auf der Welt sind, können der Mutter ins Gebirge folgen. Besonders gut kann man den Tieren im ansässigen Hochschwab Massiv in der Steiermark begegnen, denn es gilt als gämsenreichstes Gebiet Europas. Auf einer Almenwanderung durch das Gebirge kann man so nicht nur die Gams in ihrem natürlichen Lebensraum entdecken, sondern auch zahlreiche Alpenblumen wie Arnika, Edelweiß oder die Alpennelke, sowie den Ausblick über die Landschaft per Fotoklick für die Ewigkeit einfangen.
Wer sich auf eine Foto-Safari begeben möchte, findet bei uns passende Angebote in der Nähe der alpinen „Big Five“.