Gondelfahren in Venedig, Brücken-Bungee-Jumping an der südafrikanischen Garden Route oder Wellenreiten am Bondi Beach in Sydney: Das Reisejahr 2020 lässt wenig Möglichkeiten, seine Bucket List mit den schönsten Reiseerlebnissen in die Tat umzusetzen. Wer sich dennoch seinen Traum von weltberühmten Hotspots mit Erlebnisfaktor verwirklichen möchte, der wird auch unweit der eigenen Haustür fündig.
Wir haben uns auf die Suche gemacht und deutsche Doppelgänger von weltbekannten Reiseerlebnissen zusammengestellt – von ganz entspannt bis richtig sportlich.
Venezianische Gondeln in Bamberg
Neben dem historischen Karneval sind die berühmten Gondeln das Wahrzeichen von Venedig. Wer die Lagunenstadt in Norditalien besucht, kommt an den lautstarken „Gondola“-Rufen am Canal Grande nicht vorbei – eine Gondel ist für 100 Euro pro Fahrt zwar nicht günstig, gehört für viele „Städtetrippler“ aber einfach zu einem echten Venedig-Besuch dazu.
Eine gelungene und preiswertere Alternative bietet eine echte venezianische Gondelfahrt auf der Regnitz im fränkischen Bamberg. Nicht nur, dass eine hiesige, ehemalige Fischersiedlung den liebevollen Namen „Klein-Venedig“ trägt, auch stilechte und lizensierte Gondoliere steuern ihre Gäste ab 60 Euro vom Bootshaus im Hain oder am Alten Kanal in original venezianischen Gondeln per Wasserweg quer durch die historische Altstadt – mediterranes Romantik-Flair inklusive.
Eine romantische Gondelfahrt wie in Venedig ist auch in anderen deutschen Städten möglich. Zum Beispiel auf der Alster in Hamburg, auf dem Main in Frankfurt, auf der Pegnitz in Nürnberg oder auf dem Mittelkanal im Schloßpark von Nymphenburg in München.
Surfen wie am Bondi Beach geht auch in „Warnefornia“
Einmal Wellenreiten am legendären Bondi Beach im australischen Sydney – ambitionierte Wellenreiter haben es dieses Jahr besonders schwer sich diesen Traum zu erfüllen. Auch auf Nichtsurfer strahlt dieser Ort eine besondere Anziehungskraft aus – sich in den Sand setzen und waghalsige Wassersportler bei ihren Stunts zu beobachten ist pure Lässigkeit.
Beachfeeling und Wellenreiten in Deutschland? Ja, und zwar beim „Fährwellen-Surfen“ in Warnemünde bei Rostock – auch bekannt als „Warnefornia“. Alle zwei Stunden rollen hier einige gute „Sets“ ans Ufer, die sowohl Wellenreitern als auch Kite- und Windsurfern von überallher anlocken. Der Grund für dieses Schauspiel: Die sogenannten Bug- und Heckwellen einer großen Auto-Fähre, die jeden Tag zwischen Warnemünde und dem dänischen Gedser pendelt. Bei guten Wetterbedingungen kann eine Welle bis zu 1,50 Meter hoch werden – und das sogar 365 Tage im Jahr, je nach Fährenfahrplan.
Den „Wellen-Fahrplan“ der Fähren „Prins Joachim“ und „Kronprins Frederik“ erhalten Sie auf der Internetseite der Scandlines-Fähren.
Wildwasser-Rafting durch Canyons im Allgäu
Mit dem Schlauchboot durch den Grand Canyon – es gibt keine bessere Möglichkeit als auf sanften Wellen bis wilden Stromschnellen in die Natur der USA einzutauchen. Darum ist Rafting gerade im Wüstenstaat Arizona als Freizeitaktivität populär und für viele Touristen fest in die Reiseroute eingeplant.
Wer nicht zum Grad Canyon reisen kann, der fährt ins Allgäu: Die Iller gilt als bekanntester Fluss der Region und bietet mit seinem vielseitigen Gewässer ideale Bedingungen für echtes Wildwasser-Rafting. Mit Start in Oberstdorf, Blaichach oder Sonthofen gibt es einen guten Routen-Mix aus ruhigen Abschnitten sowie mehreren Wildwasser-Passagen – geeignet sowohl für Familien als auch für Adrenalinjunkies.
Bungee-Jumping mit View in Oberstdorf
Für die einen ist es der Nervenkitzel schlechthin, den anderen wird schon beim Hingucken ganz mulmig – Bungee-Jumping, der mit einem Seil gesicherte freie Fall in die Tiefe, findet seine Fangemeinde mittlerweile nicht nur bei Extremsportlern. Ein legendärer Spot, der Jahr für Jahr unzählige Abenteuerlustige anzieht, ist die Bloukrans Bridge an der Garden Route in Südafrika. Circa 40 Kilometer östlich von Plettenberg Bay entfernt gilt sie mit einer Höhe von 216 Metern als höchste kommerziell betriebene Bungee-Jumping-Brücke der Welt. Besonders beeindruckend ist der Blick in die nie enden wollende Tiefe sowie die Sicht bis zum Ozean.
Dieses Reiseerlebnis mit maximalem Spannungsfaktor gibt es in kleinerer Variante auch in Deutschland: Mit einer Höhe von 70 Metern kann ein Bungee-Jump vom Anlaufturm der Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf zwar nicht mit der Bloukrans Bridge mithalten, der besondere Spot sowie die Aussicht ist aber ebenso einmalig. Der Panoramablick auf die Berglandschaft am Freibergsee sowie der Sprung von der Plattform direkt an der Skiflugschanze ist auch für erfahrene Jumper ein Highlight.
Brücken-Bungee-Jumping ist in Deutschland derzeit nicht möglich, aber in unseren Nachbarländern Österreich und Schweiz: Pitztalklamm im Pitztal (94 Meter), Jauntalbrücke im Raum Klagenfurt (96 Meter), Lingenauer Brücke bei Bregenz (106 Meter), Europabrücke bei Innsbruck (192 Meter), Spinnenbrücke bei Niouc im Wallis (190 Meter), Verazasca Staudamm in Tessin (224 Meter).
Tauch-Hotspot Ostsee
Für ambitionierte Taucher liegen Urlaubshotspots am Roten Meer, den Malediven oder Thailand. Exotische Meeresbewohner, bunte Korallenriffe oder besondere Felsformationen ziehen jedes Jahr Wassersportler in ihren Bann.
Wer denkt, dass die heimische Ostsee als Tauchrevier nichts taugt, da hier die klare Sicht und eine facettenreiche Unterwasserwelt fehlt, der irrt. Entlang der gesamten Ostseeküste gibt es eine gut funktionierende Struktur an Tauchbasen, die sowohl Fortbildungen als auch geführte Touren zu besonderen Revieren anbieten. Als bester Ostsee-Tauchspot gilt bei vielen norddeutschen Tauchern Surendorf, zwischen Eckernförde und Kiel. Eine gesprengte Torpedotestanlage bildet hier ein mehrere hundert Meter langes, künstliches Riff mit vielfältiger Bewachsung und vielen Fischarten. Da das Riff auf militärischem Schutzgebiet liegt, ist das Tauchen offiziell verboten, inoffiziell wird der Gang in die Tiefe aber geduldet.
Eine Übersicht zu deutschen Tauchrevieren und wo man den Gang in die Tiefe unweit der eigenen Haustür erlernen kann gibt es beim Verband Deutscher Sporttaucher.
Wandern auf dem deutschen Jakobsweg
Einmal Pilgern auf dem Jakobsweg – für viele steht dieser Wunsch ganz oben auf der Urlaubswunschliste. Die bekannteste und beliebteste Route liegt in Spanien und heißt Camino Francés. Die Strecke startet an der spanisch-französischen Grenze in St. Jean Pied de Port und führt auf insgesamt 800 Kilometern bis nach Santiago de Compostela.
Wanderer, die aktuell nicht nach Spanien reisen möchten, können einfach auf das Netz des deutschen Jakobswegs ausweichen. Was viele nicht wissen: Das gelb-blaue Muschelsymbol, das als Wegweiser für den bekannten Pilgerpfad dient, ist in ganz Europa zu finden. Alleine in Deutschland gibt es über 30 Jakobswege, die sowohl im Norden als auch im Süden ineinanderlaufen und mit Anschlusswegen durch die Schweiz, Frankreich und Spanien bis nach Santiago de Compostela führen. Die Wege, wie von Rostock nach Bad Wilsnack, der Jakobsweg Nordrhein oder der Elisabethpfad, sind unterschiedlich lang und bieten so für jede Wanderstimmung genau die richtige Strecke.
Die Jakobsweg-Zentrale bietet detaillierte Informationen zu den deutschen Jakobswegen.
Mit dem Mississippi-Raddampfer auf der Elbe
Mit dem Raddampfer auf dem Mississippi – wer das echte Südstaatenflair der USA erleben möchte, kommt um dieses Erlebnis nicht herum. Bekannte Städte wie New Orleans, Memphis oder St. Louis werden stilecht auf weißen Dampfschiffen mit Schaufelrad angefahren – das weltweit größte von ihren heißt "American Queen" und eine Flusskreuzfahrt darauf ist ein Traum vieler Amerikafans.
Den nostalgischen Wassergefährten nachempfunden ist die MS Louisiana Star – ein Schaufelraddampfer im Hamburger Hafen. Das 1999 von der Gattin des US-Generalkonsuls getaufte Passagierschiff wird vorzugsweise für Hafenrundfahrten auf der Elbe eingesetzt. 500 Personen finden auf drei Decks mit Bühne, Tanzfläche, Salon, Bar und Außenbereich Platz. Leider dient das Schaufelrad am Heck rein der Optik, angetrieben wird die MS Louisiana Star von Schiffsdieselmotoren.
Kamelwanderung in den Weiten Bayerns
Einmal wie Lawrence von Arabien auf einem Kamel die Wüste durchqueren – für viele Urlaubsabenteurer ein sehnsüchtiger Reisetraum. In der jordanischen Wüste Wadi Rum, in der Lawrence von Arabien einst den Aufstand gegen die Türken anführte, können Touristen heute Kamelwanderung unternehmen.
Wer eine solche Kameltour schon einmal vorher austesten möchte, findet sein Dorado auf dem größten Kamelhof Bayerns. Zwischen Rosenheim und dem Tegernsee leben die „Bayern-Kamele“ seit 25 Jahren im Mangfalltal. Über 30 friedliche Wüstenschiffe freuen sich auf furchtlose Reiter, die gemeinsam mit ihnen auf einem eineinhalbstündigen Ausritt das Oberland entdecken.
Wie viele Kamele in Deutschland leben, ist aktuell nicht bekannt. Der Verein Altweltkamele in Brandenburg hat mehrere hundert Tiere erfasst. Da es unter Kamelbesitzern aber auch viele Privathalter gibt, ist eine genau Zählung schwer durchzuführen. Grundsätzlich fühlen sich die sanften Wüstenschiffe auch in Mitteleuropa wohl. Bei der Haltung sollte jedoch stets ein gutes Fachwissen zur artgerechten Unterbringung, Pflege und Fütterung vorhanden sein.